Hermann Gröhe kündigt "kraftvolle Oppositionsjahre" an

"Union wird deutlich machen, wo Rot-Grün die Axt ansetzt"

24.09.2002
Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 24. September 2002

"Auch wenn ich über die Liste und nicht mit einem Direktmandat in den Bundestag einziehe, an der Arbeitsweise ändert das nichts: Meine erste Pflicht gilt den Menschen im Kreis Neuss", Hermann Gröhe, als CDU-Kandidat im Wahlkreis Neuss I Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig unterlegen, setzt weiter auf das Engagement vor Ort.

Dass das Duell mit Bodewig knapp ausfallen würde, hatte der Christdemokrat erwartet, schon wegen der neuen Wahlkreis-Struktur, zu der neben Neuss und Dormagen jetzt erstmals auch noch Grevenbroich und Rommerskirchen gehörten. "Hätte der Wahlkreis weiter aus Neuss und Dormagen bestanden, hätten wir ihn gehalten", analysiert Gröhe. Gegen den massiven Heimat- und Ministerbonus Kurt Bodewigs in Grevenbroich sei dies jedoch nicht gelungen: "Dafür war auch mein Erststimmenvorsprung in Neuss nicht hoch genug", meint der Unions-Abgeordnete selbstkritisch. Auch das starke Abschneiden der FDP habe sich zu seinen Ungunsten ausgewirkt.

"Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen, aber wir werden den Wahlausgang natürlich genau analysieren", sagt Gröhe. An mangelnder Unterstützung aus den eigenen Reihen habe es nicht gefehlt: "Die CDU hat - wie ich selbst auch - mit voller Kraft gekämpft." Die Frage sei nicht, ob im Wahlkampf mehr an Veranstaltungen oder Aktionen laufen müssten, zu untersuchen sei jedoch, wie die Union auf die SPD-Taktik, die Ministerrolle Bodewigs in den Vordergrund zu schieben, reagieren müsse.

Eines jedoch, so Gröhe, der eine Diskussion des Wahlergebnisses nicht nur in den Parteigremien, sondern auch an der Basis ankündigt, dürfe bei aller Wahlanalyse und kritischen Betrachtung nicht vergessen werden: "Die CDU bleibt im Kreis Neuss die stärkste politische Kraft." Es gebe keinen Grund, ängstlich auf die nächste Kommunalwahl zu blicken, diese nämlich würde sich eher am Neusser Erststimmen-Ergebnis orientieren - Gröhe erreichte dort 46,3 Prozent. Allerdings gelte auch für CDU im Kreis Neuss: "Es gibt keine Erbhöfe mehr."

Der Platz eins unter den politischen Kräften müsse jedesmal aufs Neue erarbeitet werden: "Der CDU ist das bislang gelungen, nicht zuletzt wegen der starken gesellschaftlichen Verankerung der Union, die von einer auf die nächste Generation weitergegeben wird." Als Folge der zu erwartenden Politik von Rot-Grün in Bund und Land warnt Gröhe vor massiven sozialen Einschnitten, die in ihrer Dramatik vielen noch nicht bewusst seien.

"Es wird deutlich werden: Wer die Wirtschaft nicht in Schwung bringt, kann auch seine sozialen Versprechen nicht halten." Die CDU werde - gerade auch auf kommunaler Ebene, wo sie als gestaltende Kraft den von der SPD und Grünen verursachten Mangel verwalten müsse - "deutlich machen, wer die Axt ansetzt", so der CDU-Abgeordnete aus Neuss, der sich auf "vier kraftvolle Oppositionsjahre" in Berlin eingestellt hat.

F. Kirschstein