CDU veranstaltete gesundheitspolitisches Forum

"Gesundheitsreform bringt mehr Transparenz"

25.07.2003
Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 25. Juli 2003

"Gesundheitsreform bringt mehr Transparenz" (Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 25. Juli 2003)

Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 25. Juli 2003

Gerade einmal wenige Tage alt ist der zwischen der rot-grünen Bundesregierung und der CDU/CSU-Opposition ausgehandelte Kompromiss bei den Konsensgesprächen zur Reform des Gesundheitswesens. Allzu verwunderlich ist es daher nicht, dass die unmittelbare Aktualität jetzt das eigentliche Thema des gesundheitspolitischen Forums der CDU in Zons zunehmend in den Hintergrund drängte.

Dies gilt umso mehr, als CDU-Kreisvorsitzender Hermann Gröhe in der Nordhalle des Kreiskulturzentrums mit seiner Bundestagskollegin Annette Widmann-Mauz eine hochkarätige Teilnehmerin der überaus zähen Konsensgespräche willkommen heißen konnte. Dr. Martin Haupt, der zuvor über "die alternde Gesellschaft als medizinische und gesundheitspolitische Herausforderung" referiert hatte, freute sich in der anschließenden Diskussion denn auch mit feiner Ironie darüber, seine Mitreferentin auf dem Podium bei den Fragerunden zumindest gelegentlich "entlasten" zu dürfen.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zeigte sich überzeugt, dass es gelungen sei, einen "Konsens der Vernunft" zuwege zu bringen, der sich durch eine Abkehr von der "Staatsmedizin" und eine Hinwendung zu einem "freiheitlichen und humanen Gesundheitssystem" auszeichne. Auch wenn die in den kommenden Wochen und Monaten auf den parlamentarischen Weg zu bringende Reform greifen sollte, wird die Gesundheitspolitik indes kaum aus den Schlagzeilen verschwinden.

Annette Widmann-Mauz rechnet jedenfalls damit, dass anschließend die Diskussion über das Für und Wider einer Bürgerversicherung, beziehungsweise das "Kopf-Prämien-System" nach Schweizer Vorbild, einsetzen werde. Die nunmehr beschlossene Ausgliederung des Zahnersatzes versteht die CDU-Politikerin denn auch ausdrücklich als "Test für das Kopf-Pauschal-Modell", wie sie in Zons sagte. Mit dem Sachverständigenrat weiß sich Annette Widmann-Mauz einig darin, dass die eigentliche Dramatik im System weniger in einer Explosion der Ausgaben als vielmehr einer überaus problematischen Einnahmeveringerung bestehe.

Einer "Entkopplung der Einnahmen vom Faktor Arbeit" redete sie ebenso das Wort, wie einer "wirksamen Familienpolitik", mit der es Anreize zur Steigerung der Geburtenrate zu schaffen gelte. "Wir schämen uns nicht dafür, mehr Selbstbeteiligungen eingeführt zu haben, stellte die Unions-Politikerin fest. Die verstärkte Eigenverantwortung der Patienten hatte zuvor auch Diskussionsleiter Dr. Mathias Höschel, der Landesvorsitzende des am 25. März gegründeten Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der nordrhein-westfälischen CDU, nachdrücklich begrüßt.

Annette Widmann-Mauz nannte zudem "mehr Transparenz auf allen Ebenen" als weiteren Vorteil der Reform, die ihr zufolge womöglich den Namen "Gesundheits-Konsens-Gesetz" (GKG) tragen könnte. Demographischer Faktor Dr. Martin Haupt, Geronto-Psychiater und Privatdozent aus Düsseldorf, hatte zunächst mit Zahlen aufgewartet, die die Problematik womöglich noch deutlicher kennzeichnen, als die aktuell geführte Diskussion. Bis 2050 werde sich die Zahl der 65-Jährigen verdoppeln, die der über 80-Jährigen gar verdreifacht haben.

Die Behandlung von Alterskrankheiten gewinne somit zunehmende Bedeutung. Dr. Haupt beklagte, dass Möglichkeiten der Früherkennung von Alzheimer und anderen Krankheiten nur unzureichend genutzt würden. Vielfach hapere es in der täglichen Praxis an der unzureichenden Umsetzung des eigentlich vorhandenen Wissens: "Wir schöpfen überhaupt nicht aus, was wir an Gutem wissen", so der Mediziner, der sich für eine "intensive Aus-, Weiter- und Fortbildung" aussprach.

Die Fortbildung der Ärzte sollte verpflichtend sein, forderte Dr. Haupt. Die Realität zeige hier ein differenziertes Bild: Vielen Medizinern, die sich tatsächlich auf dem neuesten Stand der Wissenschaft hielten, stünden indes aber auch Ärzten gegenüber , "die seit 25 Jahren keine Fortbildung" betrieben hätten.

S.M.