Evangelischer Arbeitskreis (EAK)

Buß- und Bettagsveranstaltung in Krefeld

10.12.2003
Dirk von Hahn (EAK-Bezirksvorsitzender Niederrhein)

Buß- und Bettagsveranstaltung in Krefeld (Foto: Dirk von Hahn (EAK-Bezirksvorsitzender Niederrhein))

Foto: Dirk von Hahn (EAK-Bezirksvorsitzender Niederrhein)

Wie alljährlich traf sich der Evangelische Arbeitskreis (EAK) des Bezirks Niederrhein am Buß- und Bettag mit einer Kirchengemeinde im Bezirk zu einem gemeinsamen Gottesdienst und einer anschließenden Podiumsdiskussion. Diesmal ging es in der Alt-Krefelder Erlöserkirche um das Thema „Wohin geht´s mit der Kirche?“ In dem gut besuchten ökumenischen Gottesdienst ging Pfarrer Jörg Geyer bereits auf die Sorgen und Nöte der Gemeinde ein, die er in vorbereitetenden Paketen in einen großen Sack unterbrachte.

Bei der Podiumsdiskussion entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit den Podiumsteilnehmern Dr. Volker Lehnert, Landespfarrer und Ausbildungsdezernent der Rheinischen Landeskirche, Dr. Joachim Sobatta, Journalist und ehemals Chefredakteur derR Post sowie Pfarrer Martin Hendricks, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindeverbandes Krefeld.

Es bestand Einigkeit, daß die Kirche vor vielfältigen Problemen steht und in Zukunft neue Wege gehen muß.

Landespfarrer Dr. Lehnert bemängelte, daß sich die Kirche zu wenig um die Gewinnung neuer bzw. kirchenferner Menschen kümmert und statt dessen viel zu viel Zeit mit sich selbst, d.h. in Sitzungen etc. verbringt. Die Kirche müsse außerdem auf die zunehmend individuellen Nachfragen nach kirchlichen Leistungen mit vielseitigeren Angeboten reagieren, um Menschen dauerhaft an sich zu binden. Hierzu gehöre auch der Versuch einer stärkeren Einbindung von Gemeindegliedern, die abseits der Kirche stehen. Die Pfarrer sollten hierbei nicht Stürmer sondern Trainer sein, die die Arbeit von haupt- und ehrenamtlich Tätigen nutzen und koordinieren. Es gehöre aber auch das Bekenntnis jedes einzelnen Christen zu seinem Glauben und Glaubensverständnis dazu. Die Identifikation mit seiner Kirche mit allen Stärken und Schwächen sei notwendige Voraussetzung auch im Hinblick auf und in der Diskussion mit anderen Religionsgemeinschaften.

Der Journalist und langjährige Landessynodale der rheinischen Kirche, Dr. Joachim Sobotta, begann mit der Forderung: „Die Kirche soll aufhören mit dem Jammern! Wenn ich sehe, wie in einem Kilometer Abstand in Meerbusch-Büderich zwei Kirchen nebeneinander existieren, frage ich mich, ob dieser Aufwand wirklich sein muߓ. Unter Hinweis auf die in den ostdeutschen Bundesländern oftmals praktizierte und stark frequentierte Jugendweihe machte er deutlich, daß gerade die nicht konfessionell gebundenen jungen Menschen offensichtlich nach einer Sinnerfüllung strebten. Im Engagement für die Jugend und die mittlere Generation sieht Dr. Sobotta ein weites Betätigungsfeld für die Kirche. Hier mangele es noch an Angeboten. Darüber hinaus riet der 1932 Geborene: „Kirche darf nicht dasselbe predigen, was die Menschen täglich aus der Politik hören! Einschränkungen gebe es nur bei grundlegenden Fragen wie des Lebensschutzes, wie der neue EKD-Ratspräsident und frühere Bischof Wolfgang Huber dies mit seinen fundierten Aussagen zur Gentechnologie getan habe. Die Kirche müsse die gesellschaftlichen Entwicklungen wachsam und kritisch begleiten, für die Schwachen eintreten und dabei immer Gottes Wort verkündigen!“

Der auf Gemeindeverbandsebene tätige Pfarrer Hendricks bat eingangs um Verständnis, daß die Kirche angesichts immer größerer Kirchensteuereinbußen und zurückgehenden staatlichen Zuweisungen für diakonische Einrichtungen wie Kindergärten, Jugendarbeit, soziale Brennpunkte etc. gezwungen sei, sich von hauptamtlichen Mitarbeitern zu trennen, auch wenn dies für die Kirche das letzte Mittel des Einsatzes sein. „Wir werden auf die vielfältigen Herausforderungen mit viel Kreativität und Ideenreichtum antworten müssen,“ gab er selbst den gesetzten Anspruch wider. Er ermutigte die Anwesenden mit den Worten: „Alle Christen sollten den in ihren persönlichen Erfahrungen gewonnenen Glauben selbstbewußt vertreten und damit zeigen, daß Kirche heute und in Zukunft wichtig ist.“

Die lebhafte Diskussion zeigte das große Interesse an diesem Thema. Galt es damit gleichzeitig diesen Feiertag der Evangelischen Kirche in besonderer Weise zu würdigen.

Hingewiesen wurde auf den ökumenischen Stadtgottesdienst in der Christuskirche in Neuss am 25. Januar 2004 mit der Predigerin und Äbtissin des Klosters Helfta aus Eisleben/Sachsen-Anhalts sowie am 21. Januar 2004 in der Altkrefelder Gemeinde der Erlöserkirche mit der „Initiative e.V.“, Fördergesellschaft für Evangelische Verantwortung in den mittel- und osteuropäischen Ländern.

Bei letzterer soll der Kontakt speziell zu Unternehmen des Mittelstandes in diesem Raum gesucht werden. Die aus nur ehrenamtlichen tätigen Mitgliedern bestehende Organisation ist Mitglied des diakonischen Werkes und betreut in Verbindung mit den Evangelischen Kirchen elf osteuropäische Länder mit Seminaren. Sie bietet Beratungen, Kontaktbörsen etc., um in diesen Ländern Menschen zu ermutigen, sich beruflich selbständig mit ihren Fähigkeiten zu engagieren und dabei das ehrenamtlich Element ebenso zu verfolgen.