Gesundheitspolitischer Arbeitskreis der CDU

Arme Kinder - kranke Kinder

22.07.2004
Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 23. Juli 2004

Arme Kinder - kranke Kinder (Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 23. Juli 2004)

Foto: Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 23. Juli 2004

„Beim Blick in den Mund eines Kindes sage ich ihnen, was die Eltern verdienen“, mit diesem provokanten Satz eröffnete gesten Dr. David von Lennep die Veranstaltung des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises der CDU im Rhein-Kreis Neuss. Der Gesundheitzustand der Kinder sagt eben auch etwas über ihren sozialen Staus aus.

Rund 30 interessierte Bürger begrüßte CDU-Bundestagsabgeordneter Hermann Gröhe im Sitzungssaal der AOK Neuss. Sie konnten dort den Vorträge von Dr. Beate Klapdor-Volmar, Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Gesundheitsdienstes im Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss und von Marion Schröder, Regionaldirektorin Neuss der AOK Rheinland, zuhören.

Das Thema: „Arme Kinder - kranke Kinder“ und das „Präventionsgesetz“. Viele Kinder sind zu dick. Falsche Ernährung, zu wenig Bewegung und zu viel Zeit vor dem Fernsehen sind die Gründe für diese Entwicklung. Das wird momentan auch in Medien und Öffentlichkeit diskutiert. Zusätzlich kommt es in diesem Zusammenhang zu einer weiteren fatalen Entwicklung:

Dr. Beate Klapdor-Volmar erläuterte Donnerstag eindrücklich den Zusammenhang zwischen dem Sozialstatus und der Gesundheit der Jungen und Mädchen. Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien sind deutlich häufiger krank, klagen öfter über Rückenschmerzen und Kopfschmerzen, leiden an Übergewicht und haben schlechtere Zähne als ihre Altersgenossen aus der Ober- und Mittelschicht. Die äußeren Lebensumstände, wie zum Beispiel die familiär bedingte Vernachlässigung führen zu einer deutlichen Benachteiligung.

Kommunikationsstörung und motorische Fehlentwicklungen sind oft Ausdruck des niedrigen sozioökonomischen Status. Festgestellt hat Dr. Klapdor-Volmar diese Symptome auch im Rhein-Kreis Neuss. Bei den Schuleingangsuntersuchungen wurde die Ärztin in einem Zeitraum von 1997 bis 2002 auf 5000 Kinder mit diversen Entwicklungstörungen aufmerksam. Die letzte Konsequenz dieser Fehlentwicklung bei den Jungen und Mädchen ist im schlimmsten Fall ein schlechter oder gar kein Schulabschluss.

Damit ist ein Teufelskreis in Gang gesetzt, der nur schwer ohne Hilfe von außen durchbrochen werden kann. Ohne Schulabschluss findet sich keine entsprechende Einkommensmöglichkeit, und somit wird die schlechte Versorgung auch in die nächste Generation weitergetragen. Aber die Voraussetzungen im Gesundheitssystem sind vorhanden, woran es fehlt, ist das Bewusstsein, dass Vorsorgeuntersuchungen, gesunde Ernährung und das richtige Maß an Erziehung für die Zukunft der Kleinen unabdingbar sind.

Diesen Umstand im Rhein- Kreis zu bekämpfen, hat sich die engagierte Ärztin zusammen mit ihren Kollegen auf die Fahne geschrieben. Sie fangen mit den j jüngsten Kindern schon vor der Einschulung an. Mit ihrem Projekt „Prokita“ geht sie in Kindertagesstätten in Weckhoven und versucht, Aufklärungsarbeit zu leisten. Erst im Juni setzte sich ihr Vorhaben gegen 449 Mitbewerber durch und gewann den deutschen Präventionspreis 2004. Auch Marion Schröder wies in ihrem Vortrag noch einmal eindrücklich darauf hin, die Pflicht zur Prävention gesetzlich zu verankern.